HOSPIZGRUPPE Salem e.V. - ambulanter Hospizdienst
 

Definitionen - Begriffe - Erklärungen

Für alle Fragen gibt es immer Antworten! Wir haben hier eine kleine Sammlung von Begriffen und Erklärungen zusammengestellt, die in unserer täglichen Arbeit oft als Fragen auftauchen und die viele Betroffene und Angehörige beschäftigt bzw. wissen wollen.

Wir versuchen, wichtige Fragen und Begriffe auf dieser Seite zu beschreiben und zu beantworten, die das Thema Hospiz und Hospizarbeit betreffen und werden "unser Wikipedia" stets mit neuem Wissen erweitern. Gerne können Sie uns hierzu auch direkt Ihre Themen bzw. Fragen zukommen lassen.

Gut zu wissen ...


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18.10.2024

Lebensqualität - Definition und was ist eigentlich Lebensqualität?

Bevor wir hier tiefer in das Thema einsteigen, möchten wir Sie gerne mit einem kardinalen Fehler vertraut machen, der nicht nur medizinischen Laien, sondern oft auch den Profis andauernd passiert. Wir meinen, die Lebensqualität eines anderen Menschen beurteilen zu können, indem wir unsere eigenen Maßstäbe anwenden. Damit liegen wir in der Regel kilometerweit daneben. Vielleicht kennen Sie in Ihrem Umfeld eine Familie, die ein schwerbehindertes Kind hat. Wie leicht ertappt man sich bei folgendem Gedankengang: "Mein Gott, diese arme Familie - wie schrecklich - das Kind sitzt im Rollstuhl, ist im Grunde genommen gar nicht kontaktfähig, sabbert, krampft, kann nicht eigenständig essen, kein eigenständiges Leben führen. ... Was muss das für eine Erlösung sein, wenn das Kind irgendwann stirbt!" Es lohnt sich sehr, genau diese Eltern nach ihrer Einschätzung der exakt gleichen Situation zu fragen. Sie werden sich wundern, wie viele wunderschöne, kleine Geschichten über zum Teil nur minimale Entwicklungsfortschritte des Kindes, über faszinierende Erlebnisse und Momente tiefster Dankbarkeit Ihnen diese Eltern berichten werden.
So versuchen wir, uns der Begrifflichkeit Lebensqualität behutsam und etwas strukturierter zu nähern. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Lebensqualität wie folgt: Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt, und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen. Den meisten, denen wir das jetzt so im persönlichen Gespräch mitteilen würden, würden uns wohl fragend und etwas hilflos anschauen. Deshalb versuchen wir es hier ein wenig griffiger zu formulieren. Es gibt dazu eine wunderschöne passende Karikatur: Eine ältere Frau sitzt am Tisch, löst ein Kreuzworträtsel und fragt ihren Mann: "Weltmacht mit 3 Buchstaben?" Die Antwort ihres Mannes kommt ebenso prompt wie bestimmt: "ICH". Und genau hierum geht es. Lebensqualität ist, was immer der Patient bez. die Familie als Lebensqualität definiert und das kann z.T. unendlich weit weg sein von dem, was Sie für sich selbst als wesentlich definieren würden. Das bedeutet also, je größer die Lücke zwischen den Erwartungen eines Patienten und der tatsächlichen Realität klafft, desto schlechter ist die empfundene Lebensqualität. Das Schöne ist also, dass wir alle wunderbare Stellschrauben in der Hand haben, die Lebensqualität z.B. von Menschen am Lebensende zu erhöhen, indem wir zum einen die Erwartungen durch eine ehrliche und offene Kommunikation in einen realistischen Bereich rücken und zum anderen die Realität durch eine gute Kontrolle belastender körperlicher Symptome (zum Bsp. durch eine wirksame Schmerztherapie) verbessern können. Am Ende klafft die Lücke weniger weit auseinander und die empfundene Lebensqualität steigt.



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